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Metacode

Einkanalfilm, 17:45 Minuten, HD, Stereo Audio, Deutsch (Untertitel EN)

2020

In Metacode entwickelte ich Ausdrucksformen für meine verspürte Unruhe als Zeitgenossin der komplexen Gegenwart, die ich insbesondere auf die aktuellen Kommunikationstechniken und -medien zurückführe. Ich untersuchte Erzähltechniken audiovisueller Medien; sei es auf Video-Plattformen, smarten Apps oder des Films per se. Denn die digitale Medienepoche transformiert die Art und Weise der gesellschaftlichen Kommunikation und generiert dabei eine Unruhe, die an bekannten Kulturtechniken rüttelt.

 

Der Handlungsort ist das Theater – sechs Protagonistinnen performen und interagieren auf der Bühne, im Zuschauer*innenraum, im Backstage-Bereich sowie im Materiallager. Die Darstellerinnen verkörpern in wechselnden Rollen die Regisseurin, die Erzählerin, die Schauspielerin, die Souffleuse, die Tontechnikerin oder die Reinigungskraft. Wer wen anleitet, überwacht oder nachahmt, wird ohne Ankündigung und Aushandlung permanent neu definiert. Die Handlung spinnt sich immer weiter – wohin, bleibt offen. Der Einfluss digitaler Kommunikationsmedien ist zwar ständig präsent, deren Prägung der Ereignisse aber nur teilweise nachvollziehbar. Beispielsweise bleibt der gesprochene Text, aus der Kommentarspalte zu Onlinevideos stammend, ohne Dialogpartner*in und findet keine unmittelbare Anknüpfung im Plot. Mittels tradierter Filmsprache, welche punktuell gebrochen wird, wird das Publikum sicher zum Handlungsort ins Theater geführt, wo es sich plötzlich selber überlassen und mit dem eigenen Auftrag als Zuschauer*in konfrontiert ist. Das gezielte Changieren zwischen filmischer Illusion und Distanz im Erzählmodus, fordert ein ständiges Reflektieren aller den Film konstituierenden Aspekte, ohne dem Publikum das Eintauchen ins vorgeführte «Kommunikationstheater» gänzlich zu verweigern. Der Film wirkt einnehmend und hält gleichzeitig in der Rezeption eine irritierende Unruhe wach.

Im Erarbeitungsprozess reagierten die Schauspielerinnen improvisierend auf offene Anweisungen. Über ein Jahr verteilt korrelierten die Szenen und Handlungen mit jedem Drehtag mehr, wurden aber erst in der Montage zum Skript. Ich habe mich im Rahmen der Arbeit mit Erzähl- und Gesellschaftstheorien auseinandergesetzt, die um die Unruhe als soziales Phänomen kreisen und Fragen nach dem Leben in einer digitalen Kultur stellen: «To raise the question of the nature of narrative is to invite reflection on the very nature of culture», in Anlehnung an den Historiker und Literaturwissenschaftler Hayden White, der die Kulturtechnik des Erzählens treffend als Metacode beschreibt.

Credits

Skript, Kamera, Regie, Schnitt: Raffaella Popp

Spiel: Valeria Popp, Bianca Giuralarocca, Luana Pavoni, Lenya Trefzger,

Mirca Dalla Piazza Popp, Raffaella Popp

Musik: Iris Wallner, Heiko Klüh, Frank Herrlinger

Special Thanks: Karin Fromherz, Sigrid Adorf, Maurizius Staerkle Drux, Teatro Dalla Piazza in Dielsdorf, Hans Peter Popp, Mirca Dalla Piazza Popp, Edgar Hernandez, Tobias Becker, Zurich University of the Arts

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